„Euthanasie“ und Zwangssterilisation im ländlichen Sauerland

Drei Mordopfer und acht Zwangssterilisationen ist das bisherige Ergebnis einer Forschungsarbeit, mit der der Arbeitskreis Dorfgeschichte aufzeigen kann, wie die Idee der Nationalsozialisten von der „Erbgesundheit und Rassenhygiene“ auch im ländlichen Sauerland umgesetzt wurde.

Die nun schon fast dreijährige Forschungsarbeit des AK unter dem Titel „Krieg gegen das
eigene Volk“ wurde mit dem mit 3.000 Euro dotierten 1. Platz beim Heimatpreis 2022 der
Stadt Arnsberg ausgezeichnet. Nicht nur mit dem Mut, ein sehr sensibles Thema
aufzugreifen, sondern auch mit dem Umfang der Recherchen haben die Mitglieder des AK
die Jury überzeugt.

Konkret kann auf ein kleines Dorf bezogen dargestellt werden, welche zentrale Rolle die
Umsetzung der Erbgesundheitslehre und der Rassenhygiene in der NS-Zeit auch im
ländlichen Bereich gespielt hat. Die unerbittliche Umsetzung dieser Ideologie der Nazis wird
auch als „Krieg gegen das eigene Volk“ bezeichnet. Das „Rassenpolitische Amt“ sorgte für die
Propaganda, Gesundheitsämter erstellten Sippentafeln und entschieden, welche Menschen
„brauchbar“ waren. Erbgesundheitsgerichte verurteilten vermeintlich Erbkranke zur
zwangsweisen Unfruchtbarmachung. Über 70 Akten des Gesundheitsamtes bzw. des
Erbgesundheitsgerichtes Arnsberg mit Bezug zu Voßwinkel gibt es allein im Landesarchiv
NRW in Münster.

Foto: Bürgermeister Bittner mit den Mitgliedern des Arbeitskreises Dorfgeschichte Alex Paust, Adelheid Schilling, Michael Filthaut und Eduard Giese (v. re.) anlässlich der Auszeichnung mit dem Heimatpreis der Stadt Arnsberg.

Michael Filthaut, dessen Familie von einem „Euthanasiefall“ betroffen war, hat sich auch aus
historischem Interesse mit dem Thema intensiv befasst. In dem Vortrag beschreibt er die
Leidenswege der drei Mordopfer, darunter ein achtjähriges Kind, und dokumentiert
beispielhaft das Verfahren eines Opfers der Zwangssterilisation. „Wir möchten den Opfern
ein Gesicht geben, auch wenn wir die vollen Namen nicht nennen,“ betont Filthaut.
Unter dem Titel „Krieg gegen das eigene Volk“ hatte der AK Jahres das Ergebnis seiner
Forschung bereits in zwei Vortragsveranstaltungen vorgestellt. Nach der Auszeichnung mit
dem Heimatpreis wird jetzt ein weiterer Vortragstermin angeboten: Dienstag, den 22.
November um 19.00 Uhr. Für die Veranstaltung im St. Urbanus-Pfarrheim, Voßwinkeler
Straße 18, wird um Anmeldung unter Telefon 02932 7121 oder info@dorfgeschichte-
vosswinkel.de gebeten.

Text und Bild: AK Dorfgeschichte, November 2022

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